Heute Abend mussten sie mal raus- die Tränen. Ich glaube, man macht und tut die ganze Zeit…hat kaum Zeit, darüber nachzudenken oder das Ganze, was man hier sieht und erlebt, irgendwie zu verarbeiten. Wenn man vom arbeiten zurückkommt, gönnt man sich eine Stunde der Ruhe bevor es mit Abendessen und sonstigen weitergeht….und anschließend fällt man total müde und ko ins Bett. Und am nächsten morgen geht dann um 6.30 schon wieder der Wecker.

Heute auf der Rückfahrt mit dem Jeep ist mir eine Szene im Kopf geblieben. Zur Abwechselung waren wieder Strassensperren und damit verbunden natürlich Stau. Am Strassenrand ein Mann, der einen weiteren Mann untergehakt hatte. Man sah auch schnell warum: der untergeghakte Mann war blind. Das eine Auge war komplett weiß und das andere irgendwohin gedreht. Auf jeden Fall sah der zweite Mann unser Auto, auf dem dick und fett MercyShips steht….sagte dies scheinbar dem anderen Mann und es kamen beide auf uns zu und klopften und hauten auf das Auto. Versuchten krampfhaft, die Scheiben irgendwie runterzuschieben. Ja sie flehten förmlich. Die Fahrerin verriegelte daraufhin das Auto und fuhr wieder an.

Ich weiß nicht, was ich denken soll… von dem Team haben viele weggesehen….aber wie soll ich wegschauen? Es berührt und beschäftigt mich- das muss ich ganz ehrlich zugeben. Und ich weiß nicht, was in so einem Moment wirklich richtig ist. Die Welt kann man hier nicht retten, das weiß ich…und trotzdem: irgendwie bleibt ein ungutes Gefühl zurück…

Die zweite Sache ist: 14 Jähriges Mädel mit irgendeinem gutartigen Tumor im Unterkiefer. Der gesamte Unterkiefer wurde ihr in einem Eingriff entfernt. Komplett. Komplett lag er da auf dem Tisch. Und dann einfach Metallplatten eingesetzt. Fragt man den behandelnden Arzt, wie es für das Mädel weitergeht sagt er nur, er wüsste es nicht – vielleicht im Senegal dann. Das Schiff ist hier in Guinea nur noch eine gewisse Zeit; danach gehts weiter in den Senegal. Bis jedoch die Wundheilung abgeschlossen ist- ja was ist dann? Es hat ja nicht mal irgendein Knochenaufbau oder sowas stattgefunden, worauf man hinterher irgendwas befestigen könnte. Das ist eine Sache, die ich in den nächsten Tagen versuchen werde, irgendwie herauszufinden. Und dass das Mädel irgendwie in den Senegal reisen kann, wenn sie hier nicht mal zum Arzt gehen konnten, weil die finanziellen Mittel fehlen…sorry….aber das glaubt er doch wohl selber nicht.

Sicherlich sind viele Sachen sehr gut, die hier gemacht werden können. Und ich glaube auch, dass so das Leben vieler Menschen hier verbessert wird. Und es ist trotzdem so verrammt schwer mit alldem irgendwie richtig umgehen zu können.

Ich habe heute wieder einen Afrikaner am Vormittag gehabt, dem ich die zahnmedizinische Assistenz beibringen sollte. Wieder: Er kann kein Englisch; ich kann kein Französisch. Abe irgendwie….irgendwie klappts dann doch. Auch, wenn er anfangs Mega aufgeregt und nervös war 😉 Ich hoffe, dass ich damit ein bisschen was weitergeben kann und ich wünsche mir, dass die Afrikaner, die ich hier zugeteilt bekomme uns sie anzulernen, später auch in diesem Beruf irgendwie arbeiten können bzw. die Chance bekommen, darin zu arbeiten. Aber all das werde ich wahrscheinlich nie erfahren.

7. Mai 2019

Das ist die Statistik der letzten Woche. Jeder Name links steht für 2 Zahnärzte bzw. somit 2 Behandlungsstühle.

Sprich pro Tag pro Stuhl ca. 25-30 Patienten, die behandelt wurden. Plus ca 450 Zähne, die wir in der letzten Woche pro Stuhl entfernt haben. Uff…

Heute hatten wir einen ganz lustigen Fall: Ein Junge ca. 21 Jahre alt stellte sich und vor. Ihm haben wir um Seite zahnbereich alles entfernen müssen, da alles kaputt war. Die Oberkiefer-Front konnten wir ihm aber wieder mit Kunststoff aufbauen, sodass von Eckzahn bis Eckzahn oben alles echt gut aussah. Er schaute in den Spiegel und meinte auf französisch, dass er jetzt auf die Straße gehen wird und heute bestimmt eine Frau kennenlernen wird. 😉 Da mussten wir alle dann doch etwas schmunzeln 😉

Dann habe ich heute eine „Auszubildene“ bekommen. Nach einer Woche weiß ich jetzt, was wo steht und wie „Mein“ Zahnarzt arbeitet und dann ordnen Sie mir direkt eine „Azubine“ zu. Genauer gesagt ist das ein Mädel von der Schule nebenan, die Ggf. sobald MercyShips hier weg ist, in der Zahnklinik mitarbeiten wird. Sie kann kein Englisch- ich kein Französisch und der Übersetzer turnte sonstwo herum. Yes…läuft 😉 Also Verständigung mit Händen und Füßen 😉 Ich hab dann heute hinter ihr gestanden und sie bei der Assistent korrigiert. 😉 Zumindest heute Vormittag; nachmittags hatte sie frei. Wir haben heute die Mittagspause durchgearbeitet, weil so megaviel zu tun war. Als wie dann gegen 17.00 wieder and Schiff waren, hatte das gesamte Dentalteam einen Meeeega Hunger. Doch es gab nix 😉 Also sind wir alle in den Schiff-Shop und haben ungesundes Süsszeug gekauft. Ich hab mir eine kleine Tüte M&Ms geholt und bin mit meinem Buch hoch an Deck- noch eine Stunde die Sonne genießen. Und wie Saskia dann so ist…Tüte aufgemacht, auf den Liegestuhl gesetzt….und Zack kippt der gesamte Beutel um und die Dinger rollen erst mal in alle Richtungen davon 😉 Hatte sich dann auch erledigt mit dem Süsskram 😉

So jetzt muss ich in die Koje. Gute Nacht!

Schon wieder sind 2 Tage vergangen. Es ist in den letzten 2 Tagen allerdings nicht viel aufregendes passiert. Am Sonntag habe ich mit meiner „Kojennachbarin“ und mittlerweile guten Freundin den Tag ruhig angehen lassen. Und ja: Wir sind an einem Sonntag freiwillig um 7 aufgestanden und saßen tatsächlich um halb acht schon oben beim Frühstück. 😉 Anschließend haben wir uns mit Büchern und Kaffee bewaffnet oben aufs Deck gehockt. Keiner da- das gesamte Deck hatten wir für uns alleine. Wir können es uns nicht ganz erklären, warum alle anderen 400 Leute im Schiffsinneren hocken; zumal die Kabinen keine Fenster haben. Aber nun gut: So haben wir unsere Ruhe 😉 Nachmittags war dann Wäsche waschen dran; wobei uns der Trockner irgendwie nicht mochte und die Wäsche einfach nicht trocken wurde. Aber auch das Problem haben wir irgendwann gelöst bekommen.

Heute – am Montag- hieß es dann wieder um halb acht in die Jeeps hüpfen und auf zur Arbeit. Wir haben mal wieder fleißig Zähne gezogen. 83 Stück waren es heute – und ja- wir führen Strichliste. Die Hinfahrt klappte super. Ca. nach einer halben Stunde waren wir tatsächlich an der Zahnklinik. Das übliche Bild: Hunderte Patienten saßen draußen und warteten auf Behandlung. Als wir kamen, begrüßten sie uns alle und zwei Männer klopften uns auf die Schulter. Für mich jedesmal irgendwie ein komisches Gefühl. Wir tun doch nur unsere Arbeit.

Ebenfalls hat eine Frau mich heute wieder mit Tränen in den Augen am Arm festgehalten und sich tausendmal bedankt. Bedankt dafür, dass wir ihr 7 Zähne gezogen haben. 7 Zähne bei denen bei uns in Deutschland aufwändige Wurzelbehandlungen mit anschließendem Aufbau und einer Krone gemacht worden wären. 7 Zähne die auch irgendwie Lebensqualität bedeuten. Diese Frau wird zurückgegangen sein in ihre Wellblechhütte und anschließend nicht mehr gescheit kauen können. Aber sie wird keine Schmerzen mehr haben. Irgendwie…..irgendwie wünscht man sich, man könnte mehr tun als nur diese schnellen Schmerzbehandlungen.

Aber wahrscheinlich muss man sich entscheiden. Entweder möglichst vielen Menschen die Schmerzen nehmen oder aufwändig Zahnmedizin bei wenigen betreiben. Was allein bei uns im Dentalbereich „durchgeschleust“ wird, ist einfach nur wahnsinn. Ich glaube viel länger als drei Wochen hält man nicht durch. Und das soll jetzt kein Jammern auf hohem Niveau sein 😉

Der Rückweg von der Klinik zurück zum Schiff hat heute übrigens fast 3 Stunden gedauert. Der Präsident wollte wohl heute von A nach B und deswegen wurden überall Straßensperren errichtet. Bedeutet: Mitten in den Verkehr werden so rote Gitter gehauen und dann geht gar nichts mehr. Und mit gar nichts meine ich gar nichts. 😉 Etwas nervig, wenn man sich auf den Feierabend freut und einfach immer so lange noch im Auto hocken muss. Unsere Jeepfahrerin meinte dann irgendwann zu uns, dass es jetzt nur noch gut 20 Minuten zu Fuß zum Schiff wären…ob wir nicht als Gruppe und ohne Wertsachen laufen wollen würden. Okay…wir also alle ausgestiegen und uns durch das Chaos gequält. Wann unsere Fshrerin da war wissen wir allerdings nicht.

Danach habe ich mich noch eine Stunde oben ans Deck gehockt und mit einer Kollegin von daheim telefoniert und anschließend hieß es Duschen, Abendessen und noch ein bisschen zusammenhocken. Viel mehr ist heute tatsächlich nicht passiert 😉

Liebe Grüße nach Deutschland! Saskia

Freies Wochenende – Ausflug

Ja ihr lest richtig: Ich habe tatsächlich dieses Wochenende komplett frei! Und das ist auch gut so. Irgendwie braucht man ein bisschen Zeit, die ganzen Erlebnisse und Gedanken zu sortieren. Wenn ich auf die vergangene Woche zurückschaue, bin ich erstaunt, wie viele Begegnungen, Erlebnisse usw. in eine normale Woche passen. Die Arbeit an sich war krass…wir haben Zähne ohne Ende gezogen. Die ersten zwei Tage waren dabei noch etwas schwierig, weil man sich erst mal einfinden musste in alles. Neues Land, neue Leute- und dann das Englisch. Englisch an sich kein Problem aaaaaaber! Aber alle Menschen hier kommen aus anderen Ländern und jeder spricht irgendwie anders Englisch, hat einen Akzent und was weiß ich alles noch. Ich muss ehrlich zugeben : in den ersten zwei Tagen hab ich gedacht „okay. Das wird nix hier mit der Verständigung“ Aber mittlerweile klappts gut und ich glaub es hat jeder hier irgendwie das Problem.

Was war heute? Eine meiner Zimmernachbarinnen und ich sind heute raus hier. Eigentlich wird das nicht allzu gerne geschehen, wenn die Leute vom Schiff hier das Schiff verlassen. Man muss sich das so vorstellen, dass das Schiff ankert und rundherum erst mal ein Bauzaun aufgestellt ist mit überall Security und mehreren Einlasskontrollen wo man so eine ID-Karte scannen muss. Um diesen Bauzaun ist in einigen Abstand nochmals ein höherer Zaun mit oben dran gewickeltem Stacheldraht und erneutem Security-Team. Guinea selber zählt zu den ärmsten Ländern laut WHO und auch die Kriminalitätsrate ist erschreckend hoch.  Klar, dass die hier vom Schiff keine Lust haben, dass etwas passiert.

Heute aber mussten Rosmarie und ich hier raus. Man bekommt dann doch so einen kleinen Schiffskoller irgendwann. Klar fahren wir vom Dentalteam auch jeden Tag raus. Aber da steigen wir man Schiff Direktion Jeeps; die haben hinten die Scheiben verdunkelt und sich die Türen werden direkt abgeschlossen. Nichtsdestotrotz haben wir uns überlegt, dass wir gerne Conacry kennenlernen möchten und haben kurzerhand über einen Einheimischen eine kleine private Tour durch Conacry gebucht. Ich hab das erste Mal meine Kamera eingepackt. Wir sind dann raus aus dem Schiff- mit abscannen der Karte und Mitnahme eines Schiffs-Handys falls irgendwas sein sollte.  Als wir aus dem „abgesperrten Bereich“ raus waren hatten wir beide schon ein Mega ungutes Gefühl. Man merkte, dass man von allen Seiten gemustert wurde und ein paar Motorradfahrer hielten sich schräg vor uns an und quatschten uns an. Das waren die einzigen Momente am heutigen Tag, die etwas „komisch“ waren. Alles was danach kam, war genial. Die Kids hab ich gefragt ob ich sie fotografieren darf und dann war das Eis gebrochen. Allerdings war das mit den Kids auch ziemlich weit außerhalb.

alles in allem war es ein sehr schöner Tag ubd ich bin sehr froh, dass wir diesen Ausflug heut gemacht haben.

Seit meinem letzten Post sind mittlerweile 2 Tage vergangen. Deswegen kommt hier heute mal wieder ein bisschen was 😉 Gestern am Donnerstag haben wir ganz normal gearbeitet, abends war dann eine kleine Messe- wenn man das so bezeichnen darf und danach gabs für die gesamte Crew Icecream. Das ist wohl jeden Donnerstag so- und tatsächlich stehen dann dort 400 Menschen an, um 2 Kugeln Eis zu bekommen 😉 Viel mehr gibts zum gestrigen Tag gar nicht zu erzählen.

Heute- am Freitag waren wir vom Dentalteam irgendwann mit allen Patienten für den heutigen Tag durch. Ich dachte „okay- dann werden wir wohl jetzt gleich mit den Jeeps zurück zum Schiff fahren. Dem war dann aber nicht so: Das gesamte Dental-Team hat sich versammelt und alle fingen plötzlich an zu singen und zu klatschen. Gänsehaut. Das ganze ging fast eine halbe Stunde- und danach wurden wir ins Wochenende entlassen. Irgendwie krass aber irgendwie wars auch total schön!

Ja- dieses Wochenende habe  ich tatsächlich komplett frei 🙂  Zurück auf dem Schiff habe ich mir mein Buch genommen und einen Kaffee und hab mich oben aufs Deck in die Sonne gesetzt. Ich war die 2 Stunden komplett alleine da oben, was mich irgendwie etwas gewundert hat. Weil drinnen gibts kaum Fenster- auch die Kabinen sind ohne Fenster. Aber nun gut- so hatte ich meine Ruhe und hab mir meinen ersten Sonnenbrand (trotz Sonnencreme!) gefangen.

Danach sind wir mit ein paar Einheimischen und der OP-Truppe in 3 Taxis in die City gefahren. Eigentlich dürfen wir nicht vom Schiff runter. Wenn man auf dem Schiff ist, hat man so ein bisschen das Gefühl, eingesperrt zu sein. Das liegt daran, dass vor dem Schiff gefühlte 20 Security-Leute stehen und das gesamte Schiff einmal mit Bauzaun abgegrenzt ist. Hinter dem Bauzaun ist nochmal ein Meterhoher Zaun mit oben gewickeltem Stacheldraht und einer Art Schleuse durch die man nur mit einer ID-Karte kommt. Diese müssen wir z.B. vom Dentalteam auch morgens scannen, sobald wir das Schiff mit den Jeeps verlassen.

naja auf jeden Fall wurde uns dieser Ausflug hier heute ermöglicht, da einer von den Einheimischen eine Tante hat, die ein „Restauranr“ betreibt (seht ihr auf den Fotos unten) und da durften wir dann hinfahren. Also ich eigentlich nicht, weils ein Ausflug vom OP war- aber ich hab mich dann mehr oder weniger einladen lassen 😉

Für morgen haben wir zu dritt eine „Guided Tour“ gebucht auf einen Einheimischen Markt und ein bisschen Stadt erkunden. Diese Tour sollte eigentlich um 9 starten- würde jetzt aber ein paar Stunden nach hinten verlegt, weil morgen komplett alle Straßen gesperrt werden: Es findet eine große Straßenreinigung statt, weil irgendein Politiker kommt. Diese Tour wird aus Sicherheitsmaßnahmen nur für 2-3 Leute angeboten. Deswegen bin ich noch am überlegen, ob ich tatsächlich meine Kamera mitnehmen soll. Mal schauen…. Weil heute wars auch schon so, dass siebtens geraten haben, das Handy in den Hosenbund vorne zu stecken und nicht hinten min Rucksack zu haben. Mal schauen….

Die erste Woche ist nun fast schon um und ich muss sagen: Ich glaube, so langsam bin ich angekommen. Der Anfang war nicht leicht. Es war vor allem schwierig, das Englisch der anderen 40 Nationen auseinanderzupflücken und dann gescheit darauf zu antworten. Ich hab mich die ersten zwei Tage Mega schwer getan und hab echt nur gedacht „Saskia warum hast du das gemacht?“ Und es kamen auch Gedanken wie „Anderes Land, andere Sprache, alleine. Why?“ Ich hab mich etwas über mich selber gewundert, dass ich das wirklich getan habe 😉 Aber heute bin ich froh. Auch, wenn Westafrika so krass ist. Im Kopf vergleiche ich es ständig mit zuhause und kann eigentlich nur den Kopf schütteln, wenn ich daran denke, was bei uns manchmal abgeht. Worüber wir meckern und schimpfen. Was hier einfach nur Luxus und unvorstellbar wäre. Und ich muss sagen: Uns gehts gut in Deutschland. Uns gehts verdammt gut. Und dafür müssen- ja müssen- wir einfach dankbar sein. Und uns dessen auch bewusst werden. Dass wir ganz ganz großes Glück haben, auf dem Fleck Erde geboren worden zu sein.

Heute sind mit die Tränen gekommen. Mehrmals. Und jetzt sitze ich hier und könnte schon wieder heulen 😉

Warum? Weils einfach so krass viel ist, was an einem einzigen Tag passiert. Wir vom Dental-Team sehen morgens alle Patienten, die Schlange stehen bzw. auf der Erde sitzen und auf Behandlungen warten. Sie winken, sobald sie die weißen Jeeps ankommen sehen. Du winkst zurück, lachst zurück und hast einfach nur einen Mega Kloß im Hals.

“Mein Zahnarzt“ und ich haben heute dann mal wieder gefühlte 150 Zähne gezogen. Wahrscheinlich waren es heute sogar mehr. Und auch ich durfte heute ran 😉 Zuhause das Spritzen setzen geübt und heute dann meine ersten Zähne entfernt. „Mein Zahnarzt“ war nämlich kurz zur Toiliette verschwunden und der Afrikaner meinte zu mir „Okay. Now you can do it!“ Eine ältere Frau saß im Stuhl. 78 Jahre alt. Ihr haben wir 8 Zähne bzw. Zahnreste entfernt. Im Kopf die ganze Zeit die Frage, wie die Frau nun essen möchte. Bei uns in Deutschland wären vorher Abdrücke genommen worden. Es wären Zähne aufgestellt worden und bei dem Entfernungstermin im Anschluss wären die fertigen Zähne wieder eingesetzt worden. Hier verschwindet die Frau….ohne alles. Als wie fertig waren, stand sie auf und kam auf mich zu: Sie drückte mich, strich mir über die Wange, drückte mich, lachte und ließ mich gar nicht mehr los. Dann drückte sie Dan (den Zahnarzt mit dem ich arbeite) und dann kam sie wieder zu mir und weinte Freudentränen- und ich musste aufpassen, dass ich keine heule. So what- wie krass.

Anbei noch ein paar Fotos zu denen ich in den nächsten Tagen was sagen werde. Und bevor jetzt irgendwer denkt, dass ich da Bilder poste, die ich nicht posten darf: Stimmt nicht 😉 Das ist mit Mercy Ships und den Patienten durch Übersetzer und Unterschriften abgesprochen. Auch Mercy Ships selber wird diese Fotos für ihre Öffentlichkeitsarbeit verwenden dürfen 🙂

Heute gibts nicht viel zu berichten. Deswegen die Kurzfassung:

Wie war der Tag? Anstrengend, heiss, schwül, spannend, beängstigend.

Ergebnis: 162 Zähne am heutigen Tag entfernt. Und eine Füllung. Thats it.

Feierabend war schon gegen 15.00 Uhr, weil wir alle echt flott voran kamen. Allerdings haben wir für die 30-Minuten-Strecke zurück zum Schiff über 3 Stunden mit dem Jeep gebraucht, da es Unruhen auf den Straßen gab. Kein schönes Gefühl, wenn der Fahrer plötzlich das Auto verriegelt und Menschen auf die Autos zulaufen und drauf herum hauen. Wir haben alle nicht so richtig verstanden, was genau da los war. Und unsere Fahrerin wusste es auch nicht.

Ich war dann gerade noch shoppen in unserem Schiff-Shop. Weil raus in einen Supermarkt dürfen wir hier nicht. Hab mir ne zweite Flasche gekauft, weil die Literflasche, die ich heute mithatte vorne und hinten nicht gereicht hat.

Das ist was, was hier irgendwie fehlt: gefüllte, versiegelte Wasserflaschen kaufen zu können. Es gibt lediglich so Automatenteile mit gefiltertem und mit irgendwas zugesetztem Wasser. Das Wasser wäre Regenwasser was entsprechend aufbereitet würde. Aber es stinkt. Es stinkt dermaßen. Und ich Kriegs beim Besten Willen nicht durch den Hals. Hatte es gestern mit und hab den ganzen Tag kaum was getrunken. Morgens haben Sie zusätzlich irgendein anderes Zeug…schmeckt ungeheuerlich süß aber Besser als das komische Wasser. Davon werde ich mir dann morgen früh zwei Flaschen abfüllen und gut ist.

Abends war ich dann noch mit Rosemarie im Internetcafe. Anbei ein Foto: Findet den Fehler 😉

Hast Du jemals einen sichtlich Fremden auf der Straße einfach angelächelt und gesagt „Willkommen in Deutschland!“ und dies einfach nur aus Nettigkeit und Nächstenliebe getan?
Denkst du beim Duschen daran, dass viele Menschen verteilt auf dieser Welt niemals die Möglichkeit haben, sich einfach mal so zu duschen und zu säubern, mit frischem und sauberem Wasser?
Hast Du jemals beim Anknipsen des Lichtschalters darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn ständige Stromausfälle deinen Alltag begleiten würden?
Hast Du jemals, wenn dir was weh getan hat und du Schmerzen hattest, darüber nachgedacht, ob Du es dir leisten kannst zum Arzt oder in ein Krankenhaus zu gehen bzw. wie es wäre, wenn es gar keins gäbe?
Hast du dich beim Arzt auch schon mal beschwert, weil du 15 Minuten warten musstest auf deinen Termin?
Hast Du jemals darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn Du auf einem komplett anderen Platz auf dieser Welt geboren wärest und Du dir die für dich jetzt selbstverständliche Dinge – hart erkämpfen müsstest? Möglicherweise dein ganzes Leben ein Kampf zum ÜBERleben geworden wäre?

Wer entscheidet Schicksale?

Viel zu viele Dinge sind für uns einfach so selbstverständlich. So Selbstverständlich, dass wir oft einfach vergessen Dankbar zu sein. Wenn wir genug zu essen haben- warum nicht mal ein Danke dafür? Sauberes Wasser, Elektrizität. Morgens aufstehen können und man ist gesund. Ist das alles so selbstverständlich? Hey du- ja genau du- Danke dass es dich gibt! Damit möchte ich nicht ans schlechte Gewissen appelieren. Aber vielleicht täte uns allen ein bisschen Gelassenheit und vor allem Dankbarkeit und Wertschätzung für die für uns so selbstverständlichen Dinge mal ganz gut.

Wie war mein Tag heute? Der Wecker klingelte um 6. Dann hieß es nacheinander eben ins Bad hüpfen zum Zähne putzen. Viel mehr ist nicht drin, wenn 6 Leute dies tun wollen. Geduscht wird am Vorabend, da im Zimmer auch welche sind, die nachts arbeiten und dann schlafen wollen. Frühstück, dann eine kurze Einweisung und dann ging es auch schon in die Jeeps. Warum sinds Jeeps und keine Autos? Tja….die lieben Strassen….die Frau am Steuer nannte sie liebevoll „Bumping-Street“. Traffic ohne Ende…Chaos, voll, laut, staubig und das alles auf einer Mega Holperpiste. Die Zahnklinik liegt außerhalb und wurde eigens von Mercy Ships errichtet. Es gibt pro Stuhl immer ein Dental-Team und ein einheimisches Team, die sich das gerade alles noch anschauen. Mercy Ships möchte nämlich, wenn sie nächstes Jahr im Senegal Ankern, dass die Zahnklinik weiter bestehen bleibt. Deswegen werden eigene Leute geschult und angelernt.

Ich habe heute mit einem Zahnarzt aus Kanada zusammengearbeitet. Neue Umgebung, neue Leute, andere Instrumente, andere Arbeitsweise und dann alles noch in Englisch. Und zwar ein „Unterm-Mundschutz-genuschelt-Englisch“. Anfangs echt schwierig. Aber für beide Seiten- und auch an den anderen Stühlen wurde viel mit Händen und Füßen geredet. Tatsächlich ist das gesamte Dentalteam aus ganz verschiedenen Ländern. Das macht es aber irgendwie auch spannend.

Und dann das eigentliche: Die Patienten werden jeden Montag und Donnerstsg gescannt- bedeutet dass sie zu Hunderten anstehen..und warten. Darauf warten, dass sie ein Armband mit einem Datum bekommen und nicht aussortiert werden. Wonach genau da gegangen wird, weiß ich noch nicht. Ich werde aber mal fragen, ob ich nächste Woche Dabeisein darf. Die Leute stehen stundenlang in der prallen Sonne…dann kommt der Jeep mit unserem Dentalteam dort an und die Leute lachen und klatschen. Und irgendwie…irgendwie fühlt sich das falsch an. Man fühlt sich unwohl. Klar- ihnen zu helfen ist ein schönes Gefühl. Und wenn sie Dir nach einer Reihenextraktion (keine Ahnung..10-15 Zähne auf einmal ziehen) die Hand schütteln und auf die Schulter klopfen…puh. Im Kopf vergleicht man das die ganze Zeit mit daheim, wo oft nicht mal ein Danke kommt.

Wir haben heute übrigens 78 Zähne gezogen. Also „mein“ Zahnarzt und ich. Die anderen Teams sicher auch. Gearbeitet haben wir aber nur 4 Stunden heute, weil vorher noch diese Kennlernmeerings usw. waren. Übrigens: Der Strom war andauernd weg. Deswegen arbeiten wir gar nicht mit OP-Lampwn sondern lediglich mit kleinen Taschenlampen auf der Stirn. Wenn Strom weg, dann funktioniert auch kein Sauger. Und kein Bohrer. Es wird trotzdem weitergemacht. Draußen warten die Leute.

Ich bin gespannt, was der Tag morgen bringen wird. Danke für den heutigen Tag und gute Nacht! 🙂

 

So ich bin angekommen und liege gerade tatsächlich in meiner Koje- in einem 6er- Zimmer. Was aber gar nicht schlimm sondern eigentlich sogar ganz schön ist! Es ist immer ein Doppelstockbett in einer kleinen Nische mit Schrank, Schreibtisch usw. und man kann auch einen Vorhang vorziehen. Die, die nicht Nachtschicht haben und die ich schon kennenlernen durfte sind superlieb.

Es fing allerdings wieder etwas chaotisch an. Mein Wecker und der Weckruf gingen heute Nacht um 2.30 Uhr. Schlafen konnte ich nicht wirklich. Als ich das letzte Mal auf die Uhr schaute war es halb eins. Ich hab das ganze dann durch etwas längeres duschen und einen Kaffee kompensiert. Der erste Flug ging von Düsseldorf nach Paris. In Paris angekommen ging es mit einem Shuttlebus zu den entsprechenden Gates. Tja…Saskia ist dann einfach mal in den falschen Bus gestiegen und hat so erst mal unfreiwillig eine Flughafenrundtour gemacht😂und auch leichte Panik bekommen, da die Unstiegszeit nur eine knappe Stunde war🙈Raus aus Bus 1- einmal quer durchs Terminal Treppen hoch, Treppen runter und dann ab rein in den richtigen Bus. Als ich dann kurz drauf im Flieger sass, hob dieser nicht ab. Immer und immer wieder wurden die Turbinen gestartet- das ganze Prozedere dauerte über 2 Stunden, sodass die Crew dann irgendwann getränke und essen verteilte. Warum der Flieger nicht ging, wusste keiner. Alle Durchsagen waren nur auf Französisch…

Die zweite Sache, die sehr merkwürdig war: Ich saß von Düsseldorf nach Paris alleine hinten im Flieger. Von Paris nach Nouakchott war er dann rappelvoll…überwiegend mit dunkelhäutigen- und anschließend der Weiterflug nach Conakry wieder seeeehr leer. Aber letztendlich bin ich dann doch irgendwann angekommen.

trotzdem: irgendwie ist ganz alleine fliegen schon irgendwie komisch. Und ganz alleine so weit weg in ein fremdes Land noch viel komischer.

am Flughafen lief dann alles gut. Bis auf dass ein Mann auf mich zukam und „Mercy Ships“ fragte. Anschließend wollte er meinen Reisepass haben und verschwand damit. Ehmja…den gebe ich ja eigentlich nur sehr ungern aus der Hand. Habe ihn aber wiederbekommen 😉

Mit dem Jeep ging es dann rüber zum Schiff. Ich habe ja schon ein bisschen was gesehen von der Welt- mag ich zumindest behaupten. Die ersten Eindrücke von Conakry haben mich allerdings schon schlucken lassen.

Hier angekommen gabs erst eine Begrüßung und ein kurzes Einweisen, Schlüssel für die Kabine usw. Alles schön auf Englisch 😉 Ich habe auch meine Arbeitsklamotten schon bekommen und bin gespannt, was mich da morgen alles erwartet. Vormittags gibts noch Einweisungen und ab nachmittags gehts dann ans arbeiten. Laut Unterlagen gibts 45-Stunden-Wochen. Aber dafür bin ich ja hier. 🙂

anbei noch ein paar erste Fotos….leider alles nur Handyaufnahmen 😉


 

 

So- ich sitze im Zug auf dem Weg zum Flughafen Düsseldorf. Dort werde ich noch eine Nacht bzw. eher gesagt eine halbe Nacht im Hotel verbringen und dann geht morgen früh um 6.40 mein Flieger über Paris nach Afrika.

Das erste Mal ganz alleine so weit weg. Ich werde dort 3 Wochen lang auf der Africa Mercy- dem größten Hospital- und Hilfsschiff der Welt arbeiten. Das Schiff liegt für ein 3/4 Jahr kn Guinea und dort ist dann auch mein Einsatz. Ich bin gespannt, was mich dort erwarten wird…und vor allem ob ich mit meinem „Schulenglisch“ dort zurechtkomme.

450 Ärzte und andere freiwillige arbeiten dort ehrenamtlich…alle mit demselben Ziel: Den Menschen dort, für die eine ärztliche Versorgung eigentlich unmöglich ist, eben eine solche zu ermöglichen. Das, was für uns selbstverständlich ist, ist für die Menschen in Guinea eigentlich unzugänglich.

Ich bin gespannt und werde- falls es mir möglich ist- weiter berichten!

Bis dahin verbleibe ich mit lieben Grüßen!