Heute Abend mussten sie mal raus- die Tränen. Ich glaube, man macht und tut die ganze Zeit…hat kaum Zeit, darüber nachzudenken oder das Ganze, was man hier sieht und erlebt, irgendwie zu verarbeiten. Wenn man vom arbeiten zurückkommt, gönnt man sich eine Stunde der Ruhe bevor es mit Abendessen und sonstigen weitergeht….und anschließend fällt man total müde und ko ins Bett. Und am nächsten morgen geht dann um 6.30 schon wieder der Wecker.
Heute auf der Rückfahrt mit dem Jeep ist mir eine Szene im Kopf geblieben. Zur Abwechselung waren wieder Strassensperren und damit verbunden natürlich Stau. Am Strassenrand ein Mann, der einen weiteren Mann untergehakt hatte. Man sah auch schnell warum: der untergeghakte Mann war blind. Das eine Auge war komplett weiß und das andere irgendwohin gedreht. Auf jeden Fall sah der zweite Mann unser Auto, auf dem dick und fett MercyShips steht….sagte dies scheinbar dem anderen Mann und es kamen beide auf uns zu und klopften und hauten auf das Auto. Versuchten krampfhaft, die Scheiben irgendwie runterzuschieben. Ja sie flehten förmlich. Die Fahrerin verriegelte daraufhin das Auto und fuhr wieder an.
Ich weiß nicht, was ich denken soll… von dem Team haben viele weggesehen….aber wie soll ich wegschauen? Es berührt und beschäftigt mich- das muss ich ganz ehrlich zugeben. Und ich weiß nicht, was in so einem Moment wirklich richtig ist. Die Welt kann man hier nicht retten, das weiß ich…und trotzdem: irgendwie bleibt ein ungutes Gefühl zurück…
Die zweite Sache ist: 14 Jähriges Mädel mit irgendeinem gutartigen Tumor im Unterkiefer. Der gesamte Unterkiefer wurde ihr in einem Eingriff entfernt. Komplett. Komplett lag er da auf dem Tisch. Und dann einfach Metallplatten eingesetzt. Fragt man den behandelnden Arzt, wie es für das Mädel weitergeht sagt er nur, er wüsste es nicht – vielleicht im Senegal dann. Das Schiff ist hier in Guinea nur noch eine gewisse Zeit; danach gehts weiter in den Senegal. Bis jedoch die Wundheilung abgeschlossen ist- ja was ist dann? Es hat ja nicht mal irgendein Knochenaufbau oder sowas stattgefunden, worauf man hinterher irgendwas befestigen könnte. Das ist eine Sache, die ich in den nächsten Tagen versuchen werde, irgendwie herauszufinden. Und dass das Mädel irgendwie in den Senegal reisen kann, wenn sie hier nicht mal zum Arzt gehen konnten, weil die finanziellen Mittel fehlen…sorry….aber das glaubt er doch wohl selber nicht.
Sicherlich sind viele Sachen sehr gut, die hier gemacht werden können. Und ich glaube auch, dass so das Leben vieler Menschen hier verbessert wird. Und es ist trotzdem so verrammt schwer mit alldem irgendwie richtig umgehen zu können.
Ich habe heute wieder einen Afrikaner am Vormittag gehabt, dem ich die zahnmedizinische Assistenz beibringen sollte. Wieder: Er kann kein Englisch; ich kann kein Französisch. Abe irgendwie….irgendwie klappts dann doch. Auch, wenn er anfangs Mega aufgeregt und nervös war 😉 Ich hoffe, dass ich damit ein bisschen was weitergeben kann und ich wünsche mir, dass die Afrikaner, die ich hier zugeteilt bekomme uns sie anzulernen, später auch in diesem Beruf irgendwie arbeiten können bzw. die Chance bekommen, darin zu arbeiten. Aber all das werde ich wahrscheinlich nie erfahren.